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Sehr geehrte Damen und Herren: Warum diese Anrede nicht mehr zeitgemäss ist – und was Sie stattdessen schreiben können

veröffentlicht am von Andrea Kern

Auf die Anrede «Sehr geehrte Damen und Herren» treffen wir in der Geschäftskorrespondenz immer wieder. Tatsächlich ist diese Anrede aber alles andere als zeitgemäss. Die Frage ist: Wie lässt sie sich ersetzen, wenn der Name fehlt? Hier finden Sie 7 frische Ideen:

Inhalte

Wo Ihnen «Sehr geehrte Damen und Herren» begegnet

Die Anrede «Sehr geehrte Damen und Herren» galt jahrzehntelang als Standard. Kein Wunder, ist sie in der Schweiz nach wie vor verbreitet. Insbesondere in diesen Situationen treffen wir sie häufig an:

  • In E-Mails und Briefen, wenn die Ansprechperson nicht bekannt ist oder der Name fehlt.
  • In Abwesenheitsmeldungen, obwohl meist nur eine Person die Nachricht liest.
  • In Bewerbungen, wenn keine konkrete Kontaktperson angegeben ist.
  • In Formularen und Massenmails, wenn sich die Nachricht an eine grössere, unbestimmte Gruppe richtet.


Die Krux dabei ist: Diese Anrede gilt heute als nicht mehr zeitgemäss, sondern wird oft als altmodisch, unpersönlich und unpassend empfunden. Insbesondere aus diesen 4 Gründen lohnt es sich, auf Alternativen auszuweichen:

4 Gründe, warum diese Anrede Ihrer Korrespondenz nicht gut tut

1.
Kein natürlicher Sprachgebrauch

In einem Gespräch würden wir niemanden mit «Sehr geehrte Damen und Herren» begrüssen. Das wäre irgendwie komisch. Deshalb sollten wir auch in einer E-Mail oder in einem Brief auf diese Anrede verzichten.

2.
Hierarchisch und distanziert

Durch das Wort «ehren» schafft diese Anrede Distanz und stellt die lesende Person auf eine höhere Stufe. Dies widerspricht den Grundsätzen der modernen Korrespondenz, die eine Kommunikation auf Augenhöhe empfiehlt.

3.
Nicht genderneutral

Unsere Sprache entwickelt sich weiter – und damit auch unser Bewusstsein für inklusive Formulierungen. Mit «Damen» und «Herren» werden aber nicht alle Menschen abgedeckt.

4.
Altmodisch und steif

Die Anrede stammt aus einer Zeit, in der formelle Distanz noch als Zeichen von Respekt galt. Heute hingegen kommunizieren Unternehmen zunehmend persönlicher.

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Das können Sie tun, um «Sehr geehrte Damen und Herren» zu vermeiden

Vielleicht denken Sie jetzt: «Gut, dann lasse ich die Anrede einfach weg!» Doch das ist keine gute Idee. Denn die Anrede ist ein wichtiger Bestandteil jeder Nachricht. Ohne sie wirkt eine E-Mail unpersönlich, die Wertschätzung fehlt.

Viel besser ist es, zuerst einmal nach dem Namen zu recherchieren. Denn oft lässt sich dieser mit wenig Aufwand herausfinden. Beispielsweise mit einem Blick auf die Firmenwebsite, auf LinkedIn – oder mit einem Anruf auf die Hauptnummer der Firma.

Falls Sie auf diese Weise trotzdem keinen Namen finden, können Sie aus einer Vielzahl an Alternativen wählen:

7 Alternativen für «Sehr geehrte Damen und Herren» – und wann sie sich eignen

1.
Guten Tag

Diese Anrede wird in der Schweiz sehr gut angenommen und passt zu vielen Korrespondenz-Situationen. Sie wirkt höflich, ohne distanziert zu sein und eignet sich für E-Mails aller Art.

Interessant: Neben zahlreichen privaten Unternehmen wechseln auch immer mehr Verwaltungen, Behörden und Ämter auf diese Form der Anrede.

2.
Grüezi / Grüessech / Allegra

Diese Varianten sind regional verwurzelt und verleihen der Anrede eine persönliche und authentische Note. Sie machen das Schreiben nahbarer und zeigen den Bezug zur Region in der Schweiz. Damit passen sie gut zu Unternehmen mit ausgeprägten Schweizer Werten oder offiziellen E-Mails mit lokalem Bezug.

Übrigens: Auch bei Banken werden diese Anreden teilweise bereits eingesetzt. So weiss ich von einer Bank, die diese Anrede-Form sogar in ihren Sprachleitfaden aufgenommen – und für alle Mitarbeitenden verbindlich erklärt hat.

3.
Guten Morgen / Guten Nachmittag / Guten Abend

Diese Anreden werden immer beliebter und wir treffen sie sowohl in offizielleren wie auch in persönlichen E-Mails an. Sie orientieren sich an der Tageszeit, wobei Sie von Ihrer eigenen Scheibzeit ausgehen können.

Gut zu wissen: Auch für die interne Kommunikation eignen sie sich perfekt, wenn die Ansprechpersonen unklar sind oder eine Gruppe angeschrieben wird. Dann können auch Formulierungen wie «Guten Morgen zusammen» oder «Guten Tag miteinander» passend sein.

4.
Kombination mit «Geschätzte»

Diese Anrede ist besonders für Gruppen oder Abteilungen geeignet. Beispiele sind «Geschätztes Praxis-Team», «Geschätzte Kundschaft» oder «Geschätztes HR-Team».

Der Vorteil: Durch das Wort «geschätzt» schwingt immer auch eine Portion Wertschätzung mit.

5.
Hallo

Diese Anrede ist locker und sollte nur verwendet werden, wenn es die Unternehmenskultur zulässt. Sie eignet sich beispielsweise bei unkomplizierten Kontakten oder bei jungen Start-ups.

Gut zu wissen: Auch für eine lockere Gruppenansprache kann diese Variante stimmig sein. Zum Beispiel als leicht abgewandelte Form wie «Hallo zusammen» oder «Hallo miteinander».

6.
Sali / Hoi

Diese umgangssprachlichen Varianten sind in der Schweiz gebräuchlich, passen aber nur in informellen oder sehr vertrauten Kontexten. Häufiger sind sie hingegen bei der Gruppenansprache anzutreffen: «Sali zäme», «Hoi mitenand».

7.
Sehr geehrte Persönlichkeiten

Diese Anrede ist zwar in Deutschland in der Norm DIN 5008 als Alternative für «Sehr geehrte Damen und Herren» vorgesehen. In der Schweiz ist sie aber nicht zu empfehlen, da sie hier als unpassend und unnatürlich wahrgenommen wird.

WICHTIG FÜR DIE WAHL DER ANREDE

Nicht jede Anrede ohne Namen passt zu jeder Korrespondenz-Situation. Die Wahl hängt von der Beziehung zwischen den Korrespondierenden und dem Ziel der Botschaft ab.

Die Wahl der richtigen Anrede ohne Namen ist also nicht ganz einfach. Die folgenden Überlegungen unterstützen Sie dabei, sich für die richtige Anrede zu entscheiden.

So finden Sie die richtige Anrede ohne Namen

Zuallererst gilt es, den Kontext zu prüfen: Ist die Nachricht formell oder eher locker? In einem offiziellen Schreiben oder einer Bewerbung wirkt «Guten Tag» seriös, während in einer Start-up-Kommunikation auch ein «Hallo zusammen» angemessen sein kann.

Auch gilt es, die Zielgruppe zu beachten. So bevorzugen traditionelle Branchen oft formelle Anreden, während kreative oder junge Unternehmen meist eine lockerere Begrüssung schätzen.

Nicht zuletzt gilt es auch, die regionalen Eigenheiten zu nutzen. In der Schweiz wirken Begrüssungen wie «Grüezi» oder «Grüessech» oft freundlicher und persönlicher als eine distanzierte Standardanrede.

Darüber hinaus kann es helfen, diese Stolperfallen bei der Wahl der Anrede zu vermeiden:

Achtung: Diese Fehler sollten Sie bei der Anrede ohne Namen vermeiden

Die Anrede nicht wichtig nehmen: Die Anrede ist keine Nebensache – sie zeigt Wertschätzung und beeinflusst den ersten Eindruck. Eine fehlende oder unpassende Anrede kann distanziert oder unhöflich wirken.

«Liebe alle» verwenden: Diese Anrede stammt aus dem Englischen «Dear all» und wird im Deutschen oft als unpassend empfunden. Sie wirkt zu informell und aufgesetzt.

Künstliche Kreativität erzwingen: Anreden wie «Sehr geehrte Menschen» oder «Sehr geehrte Personen» mögen gut gemeint sein, klingen aber ungewohnt und oft unbeholfen. Eine natürliche und klare Sprache kommt immer besser an.

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Weitere Fragen zur Anrede? Hier finden Sie Antworten.

Die Anrede «Sehr geehrte Damen und Herren» umfasst nur einen kleinen Teil des Themas Anrede. Es gibt viele weitere Fragen, die Sie sich vielleicht stellen. Zum Beispiel:

  • Wie unterscheidet sich die Anrede in der Schweiz von derjenigen in Deutschland und Österreich?
  • Werden Titel heute noch geschrieben – und wenn ja, welche?
  • Wie spricht man mehrere Personen korrekt an? Wer wird zuerst genannt?
  • Wann passt «Liebe» als Anrede – und wann wirkt es zu persönlich?


Alle diese Fragen – und viele mehr – beantwortet Ihnen das Buch «Frischer Wind für E-Mails und Briefe». Es enthält zahlreiche Praxisbeispiele, Mustertexte und konkrete Textbausteine für Ihre Korrespondenz.


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Andrea Kern

Korrespondenz-Trainerin, Bewerbungscoach, Autorin

Andrea Kern bringt frischen Wind in E-Mails, Briefe und Bewerbungen. Sie schult Führungskräfte, Mitarbeitende und Privatpersonen in moderner Korrespondenz. 2022 hat sie das Kartenset «Moderne Korrespondenz» auf den Markt gebracht: www.textbox.ch

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